Die Sci-Fi-Serie „3 Body Problem” schaffte es direkt nach Streaming-Start am 21. März 2024 auf Platz 1 der Netflix-Charts. Der Titel behandelt philosophische Fragen und physikalische Theorien rund um eine mögliche Alien-Invasion und ist eine Adaption der Roman-Triloge „Trisolaris” des chinesischen Autors Liu Cixin. Wir machen für Dich den 3 Body Problem-Vergleich zwischen Bücher und Serie. Wo die Unterschiede liegen, erfährst Dujetzt.
Die zwischen 2006 und 2010 erstmals in China erschienenen Bücher der Trisolaris-Trilogie erhielten große internationale Aufmerksamkeit, als der erste Teil 2015 den begehrten Hugo-Award für den besten Science-Fiction-Roman erhielt. Barack Obama zählte die Romane 2017 zu seinen Lieblingsbüchern. Doch die drei Bücher galten für viele Leser:innen als unverfilmbar: Hunderte Seiten widmen sich physikalischen Problemen und es stellen sich schwere philosophische Fragen. Auf Space-Action oder gruselige Aliens wartest Du hingegen die meiste Zeit vergeblich. Dafür kannst Du Dich auf eine abgefahrene Story über die Begegnung der Menschheit mit einer fremdartigen Alien-Zivilisation freuen, die sich über mehrere Jahrhundertezieht.
Die Netflix-Serie schafft es, nicht nur der Geschichte grundsätzlich treu zu bleiben, sondern auch einige Schwächen der Bücher — wie etwa die flachen Charaktere — auszubügeln. Klar, dass es dabei auch Anpassungen gab. Wo genau sich die Bücher und die Serie unterscheiden, verraten wir Dir in unserem 3 Body Problem-Vergleich.
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Spoilerwarnung: Dieser Artikel behandelt Ereignisse von 3 Body Problem Staffel 1 und dem ersten Buch, sowie kleinere Details aus Buch 2 und3.
Wie weit folgt die erste Staffel den Büchern?
Die achtteilige Staffel 1 der Netflix-Adaption behandelt die Ereignisse des ersten Bandes „Die drei Sonnen” in den ersten fünf Episoden vollständig. Die letzten drei Folgen decken das erste Drittel vom zweiten Buch „Der dunkle Wald“ ab. Einige Figuren und Handlungsstränge werden allerdings von der Serie aus dramaturgischen Gründen vorgezogen. So taucht beispielsweise die schwertschwingende Alien-KI (Sea Shimooka) erst im dritten Romanband „Jenseits der Zeit” auf, ist allerdings in der Serie schon von Anfang andabei.
3 Body Problem-Serie verlegt den Schauplatz
Sowohl die Trisolaris-Trilogie als auch die Serie beginnen im Jahr 1963 in China, zum Höhepunkt der chinesischen Kulturrevolution. Hier wird bei einem Schauprozess der Physiker Ye Zhetai aufgrund seiner wissenschaftlichen Forschung des Verrates beschuldigt und von den Rotgardist:innen brutal getötet. Seine Tochter Ye Wenjie (jung: Zine Tseng; alt: Rosalind Chao) muss dies mit ansehen und wird schwer traumatisiert. Das hat große Auswirkungen auf ihr späteres Handeln und auch auf die gesamte Menschheit.
Der erste Roman spielt zu großen Teilen zu Zeiten der Kulturrevolution. Die Schauplätze befinden sich fast alle in China. Thematisch geht es oft eingehend um die Widersprüche zwischen politischem Fanatismus und objektiver Wissenschaft.
Die Netflix-Serie konzentriert sich insgesamt weniger auf China. Zwar geht sie auf die schicksalshaften Ereignisse auf der Militärbasis ein, die Handlung in der Gegenwart wird allerdings nach England und weiteren Schauplätzen verlegt.
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Serie vs. Roman: Figuren unterscheiden sich teils deutlich
Während sich die Bücher meist auf einzelne Figuren konzentrieren, tritt in der 3 Body Problem-Serie von Anfang an eine ganze Gruppe junger Forscher:innen auf. Teilweise sind dies abgewandelte Figuren, die erst in den späteren Büchern auftauchen, teilweise werden auch neue Charaktere erschaffen. Diese Unterschiede sind uns im 3 Body Problem-Vergleich besonders aufgefallen:
- In Band 1 Die drei Sonnen ist der Nanomaterialien-Forscher Wang Miao einer der Hauptcharaktere. Er bekommt die Aufgabe, undercover die mysteriösen Todesfälle von Wissenschaftler:innen zu untersuchen und kommt dabei auf die Spur eines rätselhaften Spiels in Virtual Reality (VR) und der Organisation dahinter. In der Serie wird diese Figur am ehesten von der Wissenschaftlerin Auggie Salazar (Elza González) verkörpert. Während Wang Miao im Buch hauptsächlich alleine agiert, wird Auggie in der Serie unter anderem von ihrer Freundin Jin Cheng (Jess Hong) unterstützt – eine Figur, die erst im dritten Romanband auftaucht und dort eine andere Rolle spielt.
- Der junge Physiker Saul Durand (Jovan Adepo) hat in den ersten Folgen nur eine Nebenrolle, wird aber zum Ende der ersten Staffel immer wichtiger. Sein Charakter basiert auf Luo Ji, dem Protagonisten von Der dunkle Wald, der aber im ersten Band gar nicht auftaucht und auch kaum Beziehungen zu den Protagonist:innen hat.
- Die Wissenschaftlerin Ye Wenjie ist im ersten Buch ein wesentlich düstererer Charakter als in der Serie. So bringt sie im Roman auf der Forschungsstation zwei Kollegen kaltherzig um, nachdem diese von ihren außerirdischen Kontaktversuchen erfahren. In der Serie wurden diese Morde (bislang) ausgelassen.
Durch die Figuren-Anpassungen entwickelt sich zwischen den Charakteren der Serie ein emotionales Beziehungsgeflecht. Die Protagonist:innen sind auch wesentlich diverser angelegt als im Buch, wo zum Beispiel außer dem US-Millionär Mike Evans fast nur chinesische Figuren auftreten.
Physiker Saul Durand (Jovan Adepo) taucht im 1. Buch gar nicht auf, in der Serie hat er eine sehr große Rolle. —Bild:Ed Miller/Netflix ©2024
3 Body Problem-Vergleich: Die Beziehung von Menschen und Trisolarianern
In der Serie wie im Roman kontaktiert die Wissenschaftlerin Ye Wenjie Außerirdische. Daraufhin machen sich die San-Ti Aliens (im Buch heißen sie Trisolarianer) zu einer Invasion der Erde auf. Aufgrund der großen Entfernung dauert diese Reise allerdings 400 Jahre. Damit die Menschen in dieser Zeit nicht technologisch die Überhand gewinnen, schicken die San-Ti einen Supercomputer in der Größe eines Lichtteilchens (Photon), auf die Erde, der dort wissenschaftliche Ergebnisse blockiert. Unter den Menschen bildet sich zudem die Erde-Trisolaris-Organisation (ETO), die die Alien-Invasion willkommen heißt. Mitglieder der ETO sind der Meinung, dass die Menschheit nicht in der Lage ist, ihre Probleme wie Umweltzerstörung und Krieg eigenständig zulösen.
Der größte Unterschied zwischen Buch und Serie ist das Verhältnis der ETO zu den herannahenden Aliens. In der Netflix-Serie wird diese Gruppe, angeführt von Mike Evans (jung: Ben Schnetzer; alt: Jonathan Pryce) und Ye Wenjie, eher als naiv dargestellt. Sie glauben anfangs, dass die Außerirdischen generell gutmütig sind und bei ihrer Ankunft den Menschen helfen werden. Im Buch hingegen wird deutlich, dass viele Anhänger:innen wollen, dass große Teile der Menschheit gewaltsam von den Aliens ausgelöscht werden.
In den Büchern ist die ETO zudem aufgeteilt in mehrere Faktionen, was in der Netflix-Serie nicht thematisiert wird.
Sci-Fi-Elemente sind in der Netflix-Serie effektvoller als imBuch
Die Trisolaris-Romanreihe beschreibt zahlreiche abgefahrene Sci-Fi-Theorien, die auf vielen Seiten ausführlich diskutiert werden. Die Netflix-Serie setzt im Vergleich dazu mehr auf visuelle Effekte.
So erhält Auggie Salazar in der Serie den mysteriösen Hinweis, zu einem bestimmten Zeitpunkt nachts in den Himmel zu schauen. Als sie dies tut, fangen plötzlich alle Sterne an zu flackern. Im Buch hingegen ist diese Stelle etwas komplizierter und nicht so anschaulich. Hier geht es um die kosmische Hintergrundstrahlung, die plötzlich Unregelmäßigkeiten aufweist. Der Roman-Protagonist Wang Miao muss eine Forschungsstation aufsuchen und Messwerte beobachten, um das rätselhafte Phänomen zu beobachten.
Episode fünf der Netflix-Serie ist ein vorgezogenes Finale
Wesentlich spektakulärer in der Serie ist auch die Enthüllung des Alien-Plans, die Erde durch einen Supercomputer, der auf die Größe eines Photons geschrumpft wurde, zu kontrollieren. Im ersten Roman ist das Prinzip zwar sehr spannend beschrieben, hat aber kaum sichtbare Auswirkungen auf die Erdbevölkerung.
In Episode 5 der Netflix-Serie, die das Finale des ersten Romanbandes beschreibt, wird allerdings in einer beeindruckenden Sequenz die Erde von dem Sophon umhüllt. Die Menschen erhalten die beunruhigende Alien-Botschaft „Ihr seid Ungeziefer” auf alle Displays, von Smartphone bis zum Billboard.
„You are Bugs” erscheint auf allen Displays zugleich. —Bild:© 2024 Netflix,Inc.
Glänzende Alien-VR-Technologie
Ein weiterer Unterschied von der 3 Body Problem-Serie und den Büchern sind die Virtual-Reality-Headsets, mit denen die Menschen in die mysteriöse Spielewelt eintauchen. Im Buch handelt es sich dabei um ein fortschrittliches, aber keineswegs ungewöhnliches VR-Headset, das mit einem VR-Anzug verbunden ist. In der Netflix-Serie ist es ein glänzendes, kabelloses VR-Headset in futuristischem Style, mit fortgeschrittener Gaming-Technologie der San-Ti-Aliens.
Das Spielprinzip, bei dem die Nutzenden auf einem virtuellen Planeten das Rätsel einer Zivilisation entschlüsseln müssen, ist dabei in Buch und Serie ähnlich – mit dem Unterschied, dass im Buch der KI-Avatar nicht vorkommt, der in der Serie den Menschen das Game erklärt.
Auggie Salazar trägt die VR-Brille. —Bild:© 2024 Netflix,Inc.
Fazit des 3 Body Problem-Vergleichs
Sowohl das Buch als auch die Serie sind sehr beeindruckend und haben ihre jeweiligen Stärken und Schwächen. Das Buch geht sehr viel detaillierter auf die einzelnen Sci-Fi-Elemente ein. Vom titelgebenden physikalischen Dreikörperproblem bis hin zum multidimensionalen Falten eines planetengroßen Supercomputers auf Photonengröße. Die Netflix-Serie hat hingegen verständlicherweise Schwierigkeiten, diese Konzepte immer genau zu erläutern – dafür setzt sie mehr auf spektakuläre und originelle visuelle Effekte und auf menschliche Held:innen und deren Beziehungen.
Buch und Serie ergänzen sich also sehr gut! Wenn Dir die Netflix-Serie gefallen hat und Du tiefer in die Geschichte eintauchen willst, sei Dir die Romantrilogie sehr ans Herz gelegt – und umgekehrt.